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Unsere Gene

und wie wir sie beeinflussen können…

 

Was haben eineiige Zwillinge mit Coaching und Psychologie zu tun?

Eine ganze Menge – wenn man die faszinierenden Erkenntnisse der epigenetischen Forschung liest.

Denn obwohl eineiige Zwillinge genetisch identisch sind, entwickeln sie sich im Laufe ihres Lebens oft sehr unterschiedliche Verläufe, was die physische und psychische Gesundheit betrifft. Woran liegt das?

Die Antwort liegt nicht in unseren Genen selbst, sondern darin, was wir aus unserem Leben machen.

 

Was ist Epigenetik?

Der Begriff “Epigenetik” setzt sich zusammen aus den Wörtern Genetik (Wissenschaft der Vererbung) und Epigenese (Herausbildung neuer Strukturen bei der Entwicklung eines Lebewesens).
Die Epigenetik befasst sich damit, wie sich unsere Gene aufgrund von Umwelteinflüssen verändern und untersucht, unter welchen Umständen (Umwelteinflüssen) welches Gen in seiner Funktion aktiviert bzw. deaktiviert wird. Als Teilgebiet der Biologie macht sie deutlich, wie unsere Umwelt, unser Umfeld und unser Lebensstil unsere Gene beeinflussen können. Die DNA-Sequenz selbst wird dabei nicht verändert, sondern nur, welche unserer Gene aktiv und welche inaktiv sind.

 

Was aber bedeutet das?

Es wurden die Gene von über 80 eineiigen Zwillingspaaren untersucht. Dabei fand man heraus, dass die Zwillingspaare im Alter von drei Jahren epigenetisch noch in hohem Maß übereinstimmten, aber nicht mehr im Alter von 50 Jahren. Allerdings war das nur der Fall, wenn sie in den 50 Jahren nur wenig Lebenszeit miteinander verbracht hatten und/oder eine unterschiedliche Krankheitsgeschichte erlebt hatten. Bei Zwillingen, die zusammenlebten und/oder ähnliche Krankheiten im Laufe ihres Lebens bewältigt hatten, bestand dieser Unterschied nicht.

Obwohl eineiige Zwillinge genetisch identisch sind, können sie epigenetisch (also in der Aktivität ihrer Gene) verschieden sein – je nachdem wie unterschiedlich ihr Leben verlaufen ist. Der Grund dafür liegt u. a. in der erlebten Umwelt und im Lebensstil. Das bedeutet u. a., dass sich schleichende Veränderungen zum Negativen im Laufe eines Lebens immer stärker summieren.
Die Unterschiede waren bei den eineiigen Zwillingen besonders in Genen mit krankheitsrelevanten Funktionen sichtbar.

Das bedeutet:

Genetik ist nicht nur Schicksal! Unsere Umwelt, unser Verhalten und wie wir Dinge erleben, haben tiefgreifenden Einfluss auf die Genregulation. Und damit können wir Einfluss auf unsere Lebensqualität und auf unsere Gesundheit nehmen!

 

Und das Thema wird noch relevanter…

Mittlerweile wird in Fachkreisen sogar über „epigenetische Vererbung“ diskutiert. Das bedeutet, dass wir die im Laufe unseres Lebens veränderten Gene an die Folgegenerationen weitergeben. (Hinweis: Gene verändern sich nicht, nur der Zustand ihrer Aktivierung kann variieren.) Hinweise auf derartige Vorgänge gibt es seit Beginn der epigenetischen Forschung. So wurde ein auffälliger Zusammenhang festgestellt zwischen der Ernährungssituation von Großvätern und dem erhöhten Risiko ihrer Enkel für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Immer mehr Studien deuten seither auf eine Merkmalsweitergabe an kommende Generationen hin, die nicht auf die rein genetische Vererbung, sondern auf Epigenetik (also die Lebensumstände der vorherigen Generation) zurückgeführt werden kann (auch wenn die genauen Mechanismen noch unklar sind und die Übertragung kontrovers diskutiert wird).

Somit erklärt sich auch, warum die Nachkommen traumatisierter Personen häufig – teils ohne ersichtlichen Grund – unter Depressionen, Angststörungen, Hilflosigkeit, Schuldgefühlen, Scham, tiefer Unsicherheit, einem Gefühl der Verlorenheit, unterdrückter Wut, Schlafstörungen, einem beeinträchtigten Selbstvertrauen, einem gestörtem Sozialverhalten usw. leiden. Es liegt also in unserer Hand, diese Themen anzugehen und sie für uns selbst und unsere Kinder zu verändern.

 

Was bedeutet das nun praktisch für dich?
Was bedeutet das für unsere Arbeit bei der SHP Potential AG?

  1. Epigenetische Prozesse sind umkehrbar (reversibel): Wir sollten uns darüber bewusst sein, dass selbst bei genetisch ungünstigen Voraussetzungen (z. B. bei Depressionen, ADHS oder Ängsten) unser Lebensstil, unsere Beziehungserfahrungen und eine psychologische Intervention Einfluss auf die tatsächliche Ausprägung nehmen können.
  2. Direkte Gesundheitsförderung: Coaching und psychologische Arbeit mit Stressbewältigungsmethoden, Bindungsarbeit, achtsamkeitsbasierten Verfahren, Meditation, Resilienzarbeit und Aufarbeitung belastender Erfahrungen wirken nicht nur psychologisch, sondern auch epigenetisch stabilisierend.So zeigte eine Studie der Harvard-Universität (2013) und eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020, dass regelmäßige Meditation und Tiefenentspannung innerhalb kurzer Zeit die Aktivität von Genen beeinflusst, die mit Entzündungsprozessen, Stressregulation und unserem Stoffwechsel zusammenhängen. Das heißt: Der Geist wirkt direkt gesundheitsfördernd auf zellulärer Ebene.
  3. Veränderungen sind biologisch wirksam: Psychologische Arbeit kann nicht nur unsere Wahrnehmung verändern, sondern auch unsere Biologie. Der Neuropsychologe David Linden (2018) schreibt, dass psychologische Prozesse mit Veränderungen in der Genregulation einhergehen können, insbesondere bei Ängsten und traumatischen Erlebnissen.In einer noch jüngeren Studie (Sales et al., 2023) wurden Patienten mit verschiedenen psychischen Erkrankungen untersucht (z. B. posttraumatische Belastungsstörung, Zwangsstörung Borderline-Persönlichkeitsstörung). Das Ergebnis: Nach erfolgreicher Psychotherapie zeigten sich konkrete epigenetische Veränderungen z. B. in der DNA-Methylierung – einem Prozess, der beeinflusst, welche Gene abgelesen werden und welche nicht.
  4. Unser gewähltes Umfeld hat nachhaltigen Einfluss auf unsere Zellen: Die im SHP-Langzeit-Training gemachten positiven Erfahrungen, die neu erlebten unterstützenden Beziehungen, veränderte Perspektiven und gezielte Interventionen beeinflussen unsere epigenetische Steuerung positiv.

Fazit: „Wie wir leben” wirkt stärker als das, „was wir geerbt haben“.

Psychische Gesundheit und Entwicklung ist ein dynamischer Prozess zwischen Biologie, Umwelt und Verhalten.

Epigenetik gibt unserer SHP-Thematik eine neue wissenschaftliche Tiefe – und dem Menschen eine stärkende Botschaft:

Du bist nicht Opfer deiner Gene oder deiner Umwelt – du kannst dein Leben aktiv gestalten.

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Bei Fragen oder Anregungen schreibe mir bzw. uns gern an hallo@shp-potential.de.
Wir freuen uns auf deine Nachricht.

 

Mit lieben Grüßen und den besten Wünschen für dich,

❤️-lichst

Tina

 

Bhasin, M. K. et al. (2013). Relaxation response induces temporal transcriptome changes in energy metabolism, insulin secretion and inflammatory pathways. PLOS ONE, 8(5), e62817. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0062817

Venditti, M. et al. (2020). Molecules of silence: Effects of meditation on gene expression and epigenetics. Frontiers in Psychology, 11, 769. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.00769

Linden, D. E. J. (2018). Psychotherapy and genetic neuroscience: An emerging dialog. Frontiers in Genetics, 9, 257. https://doi.org/10.3389/fgene.2018.00257

Fraga, M. F., et al. (2005). Epigenetic differences arise during the lifetime of monozygotic twins. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 102(30), 10604–10609. https://doi.org/10.1073/pnas.0500398102

Sales, M. C. et al. (2023). Epigenetic and mental diseases: The role of psychotherapy. Epigenomes, 7(3), 30. https://doi.org/10.3390/epigenomes7030030

Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. (2017, 13. Juli). Epigenetik zwischen den Generationen. https://www.mpg.de/11495459/epigenetik-vererbung

Jablonka, E., & Raz, G. (2009). Transgenerational epigenetic inheritance: Prevalence, mechanisms, and implications for the study of heredity and evolution. The Quarterly Review of Biology, 84(2), 131–176. https://doi.org/10.1086/598822