Familie: Von Eltern und Kindern

Vermutlich haben wir als Eltern diese Situation alle schon einmal erlebt:

Auf die üblichen Fragen am gemeinsamen Abendbrottisch (großartig, wenn es ihn gibt) – „wie war es heute in der Schule“, „gibt es etwas Neues“ usw. – kommen von Seiten unseres Sprösslings nur kurze, genervte, einsilbige Antworten.

Im Idealfall reagieren Eltern dann entspannt, gelassen, nachsichtig, aber: Was läuft schon immer ideal?

Im Alltag wird der Ton der Erwachsenen in solchen Momenten – vor allem, wenn sie selbst auch gestresst sind – schnell etwas rauer, ungeduldiger, gereizter. Und dann? Dann fliegen die Türen, die Kommunikation ist für eine kurze oder auch längere Zeit abgerissen, und manchmal schleicht sich bei den Eltern das Gefühl ein, dass sie gerade nicht viel vom eigenen Kind wissen…

Und nun?

Wir durften als Eltern die Erfahrung machen, dass es ganz wichtig ist, Zeit mit jedem Kind einzeln zu verbringen, um zu spüren und zu hören, was Sohn bzw. Tochter gerade bewegt, was sie froh macht, aber auch, was gerade schwer ist. An dieser Stelle dazu zwei Beispiele aus unserem Familienleben:

Seit Jahren wohnt er in unserem Garten: Holzi, ein – ja, was eigentlich – eine Figur aus Holz, 70cm hoch, rissig, verwittert…nicht schön, aber selten. Ja, selten ist Holzi wirklich. Er ist ein Unikat, entstanden an einem Vater-/Sohn-Wochenende im Bayerischen Wald, und meine beiden Männer – Vater und Sohn – reden heute noch davon, wie schön das damals war.

Richtig glänzende Augen haben sie, wenn vom ultimativen Vater-Sohn-Event die Rede ist:

Truck Trial in Osnabrück. Das bedeutete für unseren damals 11-Jährigen Junior: Drei lange Tage allein unter Männern, richtig gesundes Essen von der Imbissbude, zeitlich überschaubare Körperpflege und geländegängigen LKWs dabei zuschauen, wie sie sich schlammige Pisten entlangquälen und bis zu den Achsen im Schlamm versinken. Kurz: Ein wahr gewordener Jungentraum, und für alle damals daran beteiligten Väter und ihre mittlerweile erwachsenen Söhne bis heute das Gemeinschaftserlebnis schlechthin.

Natürlich war Vater und Sohn das Event als solches wichtig, aber das eigentlich Schöne daran war, dass sie Zeit miteinander verbracht haben – unser Sohn hatte seinen Papa ganz für sich allein, ohne jüngere Schwester, die nervt, ohne Mama, die ermahnt…

Der amerikanische Beziehungsberater und Sachbuchautor Gary Chapman beschreibt in seinem Buch „Die 5 Sprachen der Liebe für Kinder“¹ diese Sprache der Liebe als „Zweisamkeit – Zeit nur für dich“.

Kinder lieben es, die ungeteilte Aufmerksamkeit von Mama oder Papa zu haben, der alleinige Mittelpunkt zu sein, und so manches Kind fühlt sich dann besonders angenommen und geliebt: 

Die Erstgeborenen empfinden es als „so wie früher“; für die Zweit-, Dritt- usw. geborenen ist es ein besonderer Luxus, denn sie hatten ja Mama und Papa nie exklusiv – der Platz der/des Erstgeborenen ist eben nur einmal zu vergeben.

Liebe Mütter, liebe Väter, nutzt die Chance auf diese besondere Art der Nähe und verbringt Zeit mit Euren Kindern – mit jedem Kind einzeln! Es muss nicht das große Event sein – es kann ein gemeinsamer Filmabend sein, eine Wanderung, zusammen Sport treiben (bei dem die Kinder durchaus besser sein dürfen als die Eltern), ein Stadtbummel, ein Kartenspiel usw.

Kleinere Kinder lieben es, von Mama und/oder Papa ins Bett gebracht zu werden, und die gemeinsame Kuschel-, Vorlese- und Erzählzeit genießen nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern. Und was gibt es für die Kleinen Schöneres, als eine von Mama oder Papa selbst ausgedachte Gute-Nacht-Geschichte erzählt zu bekommen…

Zweisamkeit entsteht auch beim gemeinsamen Tun, beim Etwas-Erledigen, beim zusammen-etwas-schaffen, bei spontanen Gesprächen, beim Bauen, beim Kochen, beim Musizieren…

Und besonders schön:

Manchmal beginnen die Kids dann (ganz von selbst und ohne Druck von außen), von sich zu erzählen und davon, wie es ihnen gerade geht – und Mama oder Papa erschließt sich auf einmal, warum Tochter bzw. Sohn in letzter Zeit so war, wie sie/er war.

Aber nicht nur die kleinen, auch die längst erwachsenen Kinder genießen die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern, und so war für Mutter und Tochter der gemeinsame Kinobesuch des neuesten Downton Abbey-Films und der English Teatime vorher etwas ganz besonderes…

Zum Schluß noch ein kleiner Blickpunkt:

Kinder haben feine Antennen dafür, ob ihr Gegenüber wirklich anwesend ist oder ob die Gedanken von Mama oder Papa bei der noch nicht abgearbeiteten To-Do-Liste im Büro sind.

Vielleicht hilft es dir, im Terminkalender Zeit für Zweisamkeit und ungeteilte Aufmerksamkeit mit deinem Kind einzuplanen – aber viel wichtiger ist es, dass du im Kopf und vor allem im Herzen ganz offen und deinem Kind ganz zugewandt bist.

Meine Buchempfehlung für dich: Gary Chapman/Ross Campbell „Die 5 Sprachen der Liebe für Kinder“

„Die Liebe ist das Fundament für alles!“ Gary Chapman und Ross Campbell wissen, von was sie schreiben: Gary Chapman ist Ehe-, Familien- und Beziehungsberater sowie Seelsorger, Ross Campbell war Professor für Kinderpsychiatrie und -heilkunde und leitete ein Beratungszentrum für Erziehungsfragen.

In ihrem Buch geht es darum, wie Kinder Liebe ausdrücken und empfangen, und wie Eltern die individuelle Liebessprache ihres Kindes immer besser verstehen und erlernen. Es enthält viele Hinweise darauf, wie das Familienleben stabiler und die Atmosphäre zuhause freundlicher und liebevoller wird. Ein Erziehungsbuch der besonderen Art!

Bei Fragen schreibe mir bzw. uns gern an hallo@shp-potential.de.
Wir freuen uns auf deine Nachricht.

Ich wünsche Dir viele besondere, fröhliche und kostbare Momente mit Deinem Kind/Deinen Kindern!

❤️-lichst

Katrin

______________________________________________________________________________________

Quellennachweis: 

¹Chapman, Gary/Campbell, Ross (2021). Die 5 Sprachen der Liebe für Kinder.Francke