1, 2, 3… und schon ein guter Coach?
Die Coaching-Welle ist ungebrochen: Immer mehr Menschen möchten Coach werden und sein.
Aber was macht einen guten Coach, Trainer, Mentor oder eine gute Therapeutin aus?
Bedarf es wirklich nur einer bestimmten Ausbildung und man kann auf die Menschheit losgehen?
Diese Frage kommt gerade deshalb immer wieder auf, weil Ausbildungen teils in wenigen Monaten und ohne Vorwissen absolviert werden können. Geht das wirklich so schnell?
Wie kann ich als Laie herausfinden, ob eine bestimmte Person für die Lösung meines Themas geeignet ist?
Dieses Thema wollen wir uns etwas genauer anschauen.
Glaubwürdigkeit und Vorbildfunktion
Was aus unserer Sicht Grundvoraussetzung für einen guten Coach, Trainer, Mentor oder auch Therapeuten ist, ist seine Glaubwürdigkeit. Das hört sich banal an, setzt aber eine Menge voraus. Viele wollen Coach (damit sind auch Trainer, Mentoren, Therapeuten usw. gemeint) werden, um etwas Gutes zu tun, beizutragen und anderen Menschen zu helfen. Aber das ist nicht der primäre Job eines Coachs. Die erste Aufgabe eines Coachs ist, sich selbst zu helfen!
Glaubwürdigkeit kann nur entstehen, wenn ich als Coach glaubwürdig vorlebe, was ich anderen Menschen rate. Will ich anderen helfen, eine glückliche Partnerschaft zu führen, dann sollte ich in meiner Partnerschaft glücklich sein. Will ich Finanzcoach sein, so sollten meine Finanzen passen. Möchte ich anderen helfen, ihre Kindheitstraumata zu lösen, so muss ich zuerst in meiner Kindheit aufräumen. Klingt logisch, oder? Ist aber leider oft genau das Gegenteil der Realität. Ein Paartherapeut, der überzeugter Single ist? Ein Finanzcoach ohne Geld? Eine Therapeutin, die in Disharmonie mit ihren Eltern lebt?
Ein Coach ist kein Wegweiser, der theoretisch weiß, wo es langgehen müsste. Ein Coach ist ein Vorbild, der den Weg bereits gegangen ist. Das erzeugt Glaubwürdigkeit. Brauchen wir wirklich noch Führungskräfte in der heutigen Zeit? Oder sind es nicht wahre Vorbilder, nach denen wir uns sehnen?
Anmerkung: Das bedeutet nicht, dass ein Coach perfekt sein muss. Es bedeutet nur, dass er bzw. sie schon glaubwürdig umsetzt, was er/sie anderen beibringen möchte.
Sympathie, Empathie und Vertrauen
Ein für dich guter Coach sollte dir auch immer sympathisch sein. Stimmt die Chemie nicht, kann auch der beste Coach die falsche Person für dich sein.
Ebenso verhält es sich mit dem Thema Vertrauen. Du solltest deinem Coach vertrauen können, dich ihm bzw. ihr also öffnen und anvertrauen können. Im Umkehrschluss bedeutet das für den Coach, dass er oder sie sich selbst gegenüber dem Coachee (der gecoachten Person) öffnen muss. Leider kommt es immer wieder vor, dass sich Coachs (z. B. aus Schutz vor Verletzung, Mitleiden, Gegenübertragung usw.) vom Coachee distanzieren, sich im schlimmsten Fall sogar über den Coachee stellen. Im Gegenzug benötigen und fordern Coachs aber von ihren Coachees absolute Offenheit und absolutes Vertrauen. Vertrauen benötigt jedoch Nähe, Offenheit und Verbundenheit zum Gegenüber. Wie soll das also mit Distanz funktionieren?
Empathie ist ebenfalls eine wichtige Eigenschaft, die ein Coach benötigt. Empathie kann man nur bedingt erlernen. Es ist die Fähigkeit, mit anderen Menschen mitzufühlen (nicht mitzuleiden!), in Resonanz zu gehen und Verständnis für die Emotionen und Denkweisen des Gegenübers zu entwickeln, um letztendlich den anderen abzuholen und ihn bzw. sie dabei zu unterstützen, eine neue, förderliche Sichtweise einzunehmen. Empathie hat also nichts mit „besser wissen“ zu tun, weshalb ein guter Coach niemals Ratschläge (das sind auch Schläge) gibt, sondern sein Fachwissen und seine Expertise nur soweit einbringt, wie es nötig ist, damit der Coachee (im Idealfall) selbst auf eine Lösung kommt.
Fachwissen, Kompetenz und Erfahrung
Zu guter Letzt benötigt ein guter Coach, Trainer, Mentor oder eine gute Therapeutin sehr fundiertes Fachwissen, praktische Kompetenz und viel Erfahrung. Fehlt einer der drei Bausteine, wird sich das immer auf die Qualität und das Ergebnis der Arbeit auswirken.
Fundiertes Fachwissen ist wichtig, um zu wissen, was man wann tut. Praktische Kompetenz ist nötig, damit die Theorie (das Fachwissen) auch im Alltag praktisch angewendet und umgesetzt werden kann. Ein Beispiel: Es nützt absolut nichts, einem Coachee zu erklären, dass er endlich „Nein“ sagen muss, wenn man ihm nicht ein praktisches Werkzeug an die Hand geben kann, wie er das lernt und im Alltag erfolgreich umsetzt. Mal ehrlich: Wir wissen doch meist selbst, was wir tun müssten, richtig? Das Problem liegt doch eher darin begründet, dass wir nicht wissen, wie wir es tatsächlich umsetzen können, oder nicht?
Besonders wichtig in der Arbeit mit Menschen ist jedoch die jahrelange, bestenfalls jahrzehntelange Erfahrung. Jeder Mensch ist anders, nicht jede Methode funktioniert bei jedem Menschen gleich. Nicht jeder Mensch hat das gleiche Problem und schon gar nicht die gleichen Fähigkeiten und Möglichkeiten, einen Lösungsweg umzusetzen. Das, was einen guten Coach,Trainer, Mentor oder eine gute Therapeutin ausmacht, lernt man in keinem Lehrbuch: Vorbild sein durch jahrelange Expertise und Vorleben.
Wir hoffen, wir konnten dir mit diesem Artikel ein paar interessante und wertvolle Blickpunkte geben. Mit einer Frage möchten wir diesen Beitrag beenden:
Wen würdest du dir im Sport als Coach aussuchen: Jemand unsportlichen oder jemanden, der auf dem jeweiligen Gebiet Profi und körperlich fit ist?
Gleiches gilt auch auf der mentalen Ebene.
Bei Fragen schreibe mir bzw. uns gern an hallo@shp-potential.de.
Wir freuen uns auf deine Fragen.
Mit lieben Grüßen und den besten Wünschen für dich,
❤️-lichst
Tina
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Anmerkung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel an einigen Stellen auf das Gendern verzichtet. Natürlich sind immer alle Menschen und Geschlechter gemeint.